You are here: Home » Fachexkursion » Barockbaumeister » Bregenzerwald

Bregenzerwald


Der Bregenzerwald ist ein offenes Hochtal im Norden von Vorarlberg, ein Tal wo man hinabschaut auf das Rheintal, auf den Bodensee, hinüber zu den Schweizer Bergen und hinaus in das immer flacher werdende Oberschwaben und Bayern. Ein Tal das sich topografisch als eine Einheit darstellt.

Mit den 24 Gemeinden und 30.000 Einwohnern bildet es Flächenmäßig das größte Tal in Vorarlberg. Florian Aicher und Renate Breuß bezeichnen in ihrem Buch eigen+sinnig den Bregenzerwald als Grenzland. Man schaut nach draußen und im Bregenzerwald zu sein bedeutet drinnen zu sein, zwischen den Bergen in einem Tal voller Ursprünglichkeit und Identität. Der Bregenzerwälder ist Grenzgänger, ist immer gewandert, weil das Land nicht fruchtbar genug war, um seine Bevölkerung ganz zu ernähren. Große Teile sind Bergland und daher nur beschränkt nutzbar. So wanderten sie aus, entweder für immer oder temporär als Schwabenkinder, Hausmägde oder zum Studium. Eine besondere Entwicklung nahm es in der Gemeinde Au. Um 1650 gründetet sich dort nach einer Idee von Michael Beer die so genannte Auer Zunft. Diese vereinigte Baumeister, Mauermeister, Zimmerleute, Steinmetze und Stuckateure aus der Gemeinde der Umgebung, aber auch aus anderen Talschaften kamen begabte Handwerker dazu. Zwischen der Mitte des 17. Jahrhundert und dem Ende des 18. Jahrhunderts waren insgesamt rund 850 Bauhandwerker im Einsatz. Mit bis zu 600 Mitgliedern bildete die Auer Zunft das Zentrum der bekannten Vorarlberger Barockbaumeister Schule. Zwischen 1670 und 1699 verdiente fast die gesamte männliche Bevölkerung in Au und Schoppernau ihren Lebensunterhalt im Bauhandwerk. Nach den tristen Jahren des 30-jährigen Kriegs begann eine rasante Aufbauphase. Die überschwängliche Barockarchitektur jener Zeit wieder spiegelt die neu gewonnene Lebensfreude. Eine der prachtvollsten Barockkirchen in Süddeutschland, der Schweiz und sogar im Elsass wurde im 17. und 18. Jahrhundert von Baumeistern und Handwerkern der Vorarlberger Barockbauschule errichtet. Die meisten Baukünstler entstammten der Auer Zunft. Zu den bedeutesten Werken zählen die Wallfahrtskirche in Birnau in Deutschland, die Kirchen der Klöster Kempten, Deutschland, St. Gallen, der Schweiz, Einsiedeln Schweiz und Weingarten in Deutschland.

Als ein Erfolgsfaktor der Auer Zunft galt die enge persönliche Verbundenheit ihrer Mitglieder. Familienstämme bildeten über Generationen hinweg die Führungsmannschaft. So trugen 53 Meister den Namen Moosbrugger oder 33 hießen Beer weitere Dumb, Kuen, Rüf usw. Einer der entscheidenden Erfolgfaktoren lag wohl in der überdurchschnittlichen Ausbildung des Nachwuchses. Von 1650 bis 1787 absolvierten rund 1800 Personen eine Lehre. Dort lernten sie Geometrie, Statik, Materialkunde, Kostenrechung und einige weitere Fertigkeiten. Nach ihrer Lossprechung begaben sich die Lehrlinge auf Wanderschaft und verbrachten die Winter in der Heimat mit Weiterbildung. Dies bedeutet dass neben der reinen Lehrausbildung Aufbaulehrgänge bereits zur damaligen Zeit auf regionaler Ebene angeboten wurden. Gegen Mitte des 18. Jahrhunderts verlor die Auer Zunft an Bedeutung. Das hing wohl damit zusammen, dass auch der Kirchenbau im folgenden Zeitraum drastisch zurückging.

Experten ziehen immer wieder parallelen zwischen den Architekten und den Handwerkern der neuen Vorarlberger Bauschule und den Barockbaumeistern. Der Unterschied liegt wohl darin, dass die Baukünstler von heute fast ausschließlich Gebraucharchitektur schaffen, eine größere Eigenständigkeit pflegen und sich ganz der Reduktion, Ökonomie und umweltschonenden Bauweise verschreiben. In den letzten 20 Jahren haben sie das Land zu einem viel zitierten und viel besuchten Laboratorium für neues Bauen wie dies ein französisches Architekturinstitut bezeichnet in Europa gemacht. Es scheint also doch wahr zu sein das die Wurzeln der Barockbaumeister sich wieder beleben jedoch andere Früchte tragen. Das Bauen scheint eine handwerkliche Stärke der Region zu sein. Aus diesem Grund gilt es dieses Kulturgut zu pflegen um in Sinne zukünftiger Beschäftigung weiter zu entwickeln. Mehr zur Handwerkskultur erfahren sie unter der Nummer 3. Hören sie nun unter der Nummer 2 Einzelheiten zum Leader+ Projekt Brockbaumeister, ein Projekt wo es um die Pflege der Handwerkskultur geht.


Taste 1