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Handwerkskultur


Sie haben das Kapitel Handwerkskultur gewählt. Wir wollen mit einem Exposee zum Begriff Kultur näher auf den Begriff Handwerkskultur eingehen. Kultur aus dem Lateinischem Kultura stammend stand zu Beginn für die Pflege des Köpers aber primär des Geistes.

Später im Kontext mit dem Landbau lateinisch colere was bebauen, bewohnen, pflegen, ehren und ursprünglich etwa emsig beschäftigt sein was nichts anderes als die Gesamtheit der menschlichen Leistung darstellt. Damit schließt der heutige Begriff einerseits physische Dinge wie Werkzeuge mit ein aber auch die durch den Menschen hervorgerufene Veränderung der Natur im Sinne der Kulturlandschaft und aber auch die geistigen Errungenschaften sowie die sozialen Organisationsformen für die Zivilisation prägend sind. Der Begriff Kultur steht in dem Zusammenhang eng mit den Begriffen der Zivilisation und der sie erhaltenden menschlichen Arbeit im Zusammenhang.

Im engeren Sinne versteht man unter Kultur eigentlich folgende Bereiche: Sprache, Literatur, Religion und Ethik, Rechtssprechung, Medizin, Wissenschaft, Kunst und das Wirtschaften mit den regionalen Ressourcen. Regionale Ressourcen sind Humankapital, Naturkapital und das Kapital geschaffener Infrastruktur. Die Kultur ist nicht nur eine künstlerische Betätigung sondern zeigt sich in der Art und Weise des Handelns und Wirtschaftens der Menschen. Als Kulturgut werden die bleibenden Werke der Menschen verstanden und unter Kulturlandschaft ist die Umschreibung des Bestandes menschlichen Wirkens in der Vergangenheit und in der Gegenwart zu verstehen. Ein eher neuer Begriff ist die Inkulturnahme. Dieser Begriff bringt zum Ausdruck, dass etwa kultiviert vorhandenes, also aufgewertet wird. Im Zusammenhang von regionalen Ressourcen bedeutet dies eine Veränderung der Einstellung zu den vorhandenen Ressourcen und ein veränderter, im positiven Sinne, Umgang mit diesen Ressourcen. Eine Inkulturnahme bedeutet daher ein vertieftes Bewusstsein. Um dies zu erreichen sind im Zusammenhang mit der Inkulturnahme regionaler Ressourcen eine Reihe  von Bewusstseinsbildenden Maßnahmen, die Entwicklung von Kreativität und die Schaffung wirtschaftlicher Beispiele notwendig um die gewünschten und positiven Änderungen zu erreichen. In der Regionalentwicklung kommt daher der Kulturwirtschaft eine große Bedeutung zu. Bereits in der Programmplanung von Leader+ tauchte der Begriff "Valuisierung des natürlichen und kulturellen Erbes" auf. Der Begriff war für viele lokale Aktionsgruppen neu. Bei näherer Betrachtung geht es um die Inwertsetzung regionaler Ressourcen und um das daraus erschließbare Beschäftigungspotential.

Für die weiteren Ausführungen wollen wir die beiden Begriffe Inkulturnahme und Inwertsetzung etwas differenzieren. So scheint der Begriff Inwertsetzung stärker auf die ökonomischen Aspekte anzusprechen, hingegen der Begriff Inkulturnahme auf das mentale, auf die Einstellung des Menschen anspricht. Nun die Einstellung des Menschen ist die Grundlage für das Handeln und daher ein entscheidender Erfolgsfaktor für die zukünftige Beschäftigung. Nun wollen wir aber diesen Begriff der Handwerkskultur näher betrachten.

Nun wenden wir uns dem Begriff Handwerkskultur zu. Im vorher genannten Sinne bedeutet dieser Begriff das Bewusstsein und der Umgang der Menschen mit der Humanressource Handwerk mit den zur Verfügung stehenden Materialen und Werkzeugen sowie der Pflege der Tradition. Soll also die Handwerkskultur entwickelt werden bedeutet dies einerseits Einfluss auf die Einstellung der Menschen zu den handwerklich tätigen Personen zu verbessern bzw. umgekehrt das Image des Handwerks zu der übrigen Bevölkerung im positiven Sinne verbessern. Es bedeutet aber auch gleichzeitig Anstrengungen zu unternehmen um die Qualität des angebotenen Werkes weiterzuentwickeln und hochwertige Qualifizierungsmaßnahmen für die nachkommenden Generationen zu setzen. Die Inkulturnahme fordert daher nicht nur Öffentlichkeitsarbeit und Schönredereien sondern konkrete Maßnahmen die zur Qualitätssteigerung und zum Bekanntheitsgrad nachhaltig beitragen. Wichtig an der Stelle zu erwähnen ist das die Inkulturnahme von regionalen Ressourcen dann sinnvoll ist, wenn sie im Verhältnis zu anderen Regionen Stärken in sich birgt. Die angesprochenen Ressourcen zeigen daher Ansätze der Unverwechselbarkeit bzw. der regionalen Verbundenheit.

Bezogen auf das Handwerk im Bregenzerwald kann mit den Barockbaumeistern auf eine frühre Hochkultur verweisen. Diese hat an Bedeutung verloren und es war an der Zeit in gemeinsamer Arbeit diese Kultur, jedoch in geänderter Form, nämlich so wie sie sich heute darstellen lässt, wieder zu entwickeln.

Seit der Hochkultur der Barockbaumeister sind 250 Jahre vergangen, trotzdem hat die Region eine gewisse Leistungsfähigkeit erhalten. Geprägt durch die vielen Handwerker, deren Kinder von Kindauf in der Werkstatt mit aufwuchsen konnten Erfahrungen übernommen und Fähigkeiten, Methoden in ihrer Generation weiter entwickelt werden. Der Bregenzerwald ist geprägt von Klein- bis Kleinstbetrieben, durchwegs Familienbetriebe mit einer durchschnittlichen Beschäftigungszahl von 4 Personen. Diese Betriebe haben in den vergangenen Generationen gelernt eigenwirtschaftlich zu handeln und im Wettbewerb zu bestehen. Dies formte den Eigenwillen, die Eigenständigkeit und die Beziehung zum Produkt.

Florian Aicher und Renate Breuß nennen das in ihrem Buch eigen+sinnig mit dem Eigen ist wohl die Eigenständigkeit und die Besonderheit gemeint und mit dem sinnigen der Sinn, das Gespür für das Material, den Umgang mit dem Werkstück und der Umgang untereinander. Wählen sie nun die nachfolgende Nummer und sie hören einen Auszug aus dem Buch von Florian Aicher und Renate Breuß, das im Werkraumbüro oder im Buchhandel erhältlich ist.

 


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