Infolge eines schweren Lawinenunglücks in Blons im Jänner 1954 wurden zum besseren Schutz des Dorfes Hangverbauungen errichtet sowie der gemeindeeigene Schutzwald erweitert. Da aus diesen Lawinenschutz-Beständen genügend hochqualitatives Bauholz anfällt (Fichte, Lärche, Weißtanne, auch Bergahorn), lag es nahe, für die anstehenden zentralen Bauvorhaben aus diesen dorfeigenen Ressourcen zu schöpfen. Bruno Spagolla, der in Blons bereits in den 1980er Jahren die Hauptschule erweitert hatte, gewann einen Wettwerb zur Errichtung einer zweiklassigen Volksschule mit Turnsaal und einer neuen Unterkunft für die Gemeindeverwaltung samt Gasthaus und Dorfladen. Diese mehrschichtigen, für die Dorfidentität wichtigen Funktionen sind in zwei getrennten, in Holzbauweise errichteten Baukörpern untergebracht, die einen ebenen Platz definieren, der mit dem Kirchenvorplatz korrespondiert bzw. diesen neu fasst. Die beiden Kubaturen (Untergeschoss Beton, restliche Wände Massiv-Holz, Decken und Dachflächen Diagonaldübel-Holzbauelemente) sind zugunsten der dorfräumlichen Qualitäten rund um die Kirche in den Südhang hinausgeschoben, so dass auch das talseitige Untergeschoss ausreichend mit Tageslicht versorgt wird.
Man betritt das giebelständige Volkschulgebäude bzw. den Dorfladen an der eingezogenen Nordostecke, im Obergeschoss befindet sich die beiden Klassen, im Untergeschoss der Turnsaal mit freiem Blick ins Tal. Das Giebeldreieck des Dachraums ist vollflächig verglast und wird mit eingebauter Galerie als Gruppenraum genutzt. Im Erdgeschoss des westseitigen Gebäudes, das ebenfalls über die Nordecken erschlossen wird, befindet sich das Dorfgasthaus, darunter - westseitig erschlossen - die Räumlichkeiten der Gemeindeverwaltung. Der große Anteil an dörflicher Eigenleistung sowie die hohe, zugleich unaufdringliche baukulturelle Qualität dieser neuen "Zentrumsverdichtung" mag die Ursache dafür sein, dass die neuen Gebäude sofort nicht nur ins faktische, sondern auch ins symbolische Eigentum der Gemeinde übergingen.
Die Zentralvereinigung der Architekten Österreichs würdigte das Projekt mit dem Bauherrenpreis 2004 und hob die besondere Konstellation der Verantwortlichkeiten hervor: "Zur Entscheidungsfindung wählte der Bürgermeister eine sehr direkte, demokratische Vorgangsweise. In zwei großen Dorfversammlungen wurde das Projekt am Beginn diskutiert, daraus eine Arbeitsgruppe aus interessierten BürgerInnen gebildet und mit Entscheidungskompetenz ausgestattet. Alle Aspekte der Planung wurden bis zur breiten Akzeptanz bearbeitet - bis hin zur Integration eines anspruchsvollen, sehr sensiblen Kunstprojekts." Ein Beispiel dafür, dass der stets angestrebte "gemeinsame Nenner" nicht das kleinste, sondern im Gegenteil auch das beste Resultat erwirken kann. Der Text stammt von Gabriele Kaiser und ist im Dezember 2004 erschienen.
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