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Gespräch MT, PN


Kindergarten und Cafe Stopp in Langenegg, Markus Thurnher und Peter Nußbaumer

Herr Thurnher, es fällt auf, dass in beiden Gebäuden, dem Kindergarten und dem Gebäude, in welchem das Cafe Stopp untergebracht ist, konsequent Weißtanne verwendet wurde. und zwar sowohl in der Fassadenverkleidung als auch in der Innenraumausstattung und Möblierung. Was waren die Gründe dafür?

Es war für uns in gewisser Weise Neuland, denn die Vorgaben kamen von der Gemeinde. Die beiden Bauten sollten Versuchsobjekte sein, um die Vorteile und auch eventuellen Mehrkosten der ökologischen gegenüber der konventionellen Bauweise zu erforschen. Der Reiz für uns als Architekten lag einerseits darin, das unbehandelte Holz der Weißtanne erlebbar und begreifbar zu machen und andererseits Räume zu gestalten, deren Böden, Decken, Wände und Möbel aus dem gleichen Material bestehen. Das bedeutete in der Konsequenz, dass die Gebäude bis in alle Details sehr exakt durchgeplant werden mussten. Nur so gelang es uns, unter Verwendung eines einzigen Materials den gewünschten Gestaltungsreichtum zu erzielen.

Sind Sie persönlich mit dem Ergebnis zufrieden?

Jedes Mal, wenn ich hierher komme, erfreue ich mich am Geruch, den dieses Gebäude durch das verwendete Holz ausströmt. Das ist der erste Eindruck, der zweite ist die Gewissheit, dass es an der baulichen Substanz mit der Zeit zwar Abnutzungsspuren geben wird, aber auch nach vielen Jahren die Gebäude nicht abgewohnt aussehen werden. Im Gegenteil, der Alterungsprozess macht sie noch schöner.

Herr Bürgermeister Nußbaumer, die Gemeinde Langenegg hat jetzt zwei neue öffentliche Gebäude in Weißtanne. Dieses Holz hat in der Gemeinde bereits eine längere Tradition, was waren Ihre diesbezüglichen Überlegungen? Wie ist es überhaupt zu dieser Idee für die beiden Gebäude gekommen?

Die Weißtanne macht etwa 60 % unseres Nadelholzbestandes aus und war somit vor Ort verfügbar. Auf Grund der historischen Entwicklung fehlt bei uns in Langenegg ein klares Ortszentrum. Hier war eine Studie der Universität Innsbruck hilfreich, die empfahl, mit öffentlichen Bauten ein derartiges Zentrum zu etablieren. Die Gemeinde hatte überdies konkreten Raumbedarf, weshalb ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben wurde mit dem generellen Ziel Leben ins Dorf zu bringen.

Wir haben es dann auch gewagt, unbehandeltes Weißtannenholz für die hoch frequentierten Böden zu verwenden, und zwar auch im Bewusstsein, dass man im Kindergarten die Spuren der verschiedenen Tätigkeiten der Kinder auf dem Boden wieder finden wird.

Wie ist dieses Konzept bei der Bevölkerung angekommen? Gibt es da schon entsprechende Reaktionen?

Es gibt natürlich unterschiedliche Reaktionen. Zunächst wurde die Idee, statt eines großen Gebäudes zwei kleinere zu errichten, um das Zentrum baulich zu verdichten, durchwegs positiv aufgenommen. Auch die Verwendung des Holzes der Weißtanne findet großen Anklang, weil es ja unser heimischer Baustoff ist. Mit der modernen Architektur, die in diesen Gebäuden zum Ausdruck kommt, insbesondere was die Flachdächer betrifft, haben manche Leute schon noch Probleme, weil sie von der Langlebigkeit dieser Objekte nicht hundertprozentig überzeugt sind.

Auch hinsichtlich der Böden gab es zunächst Skepsis. Die Gebäude sind nun seit über einem Jahr in Verwendung und es hat sich heraus gestellt, dass die naturbelassenen Böden den Anforderungen durchaus gewachsen und eigentlich auch sehr pflegeleicht sind. Sie werden zweimal im Jahr nass gebürstet, alles andere wird mit dem Besen erledigt.

Zur Energieversorgung sind die beiden Gebäude am örtlichen Nahwärmenetz, das über eine Hackschnitzelanlage betrieben wird, angeschlossen, zusätzlich sind sie mit einer kontrollierten Be- und Entlüftung ausgestattet, womit wir nahezu den Passivhausstandard erreichen.

STATEMENT VON BÜRGERMEISTER PETER NUSSBAUMER

Bis vor einigen Jahren noch konnte für Weißtannenholz kein vernünftiger Preis erzielt werden, was zur Überalterung der Bestände führte. Aus der Notwendigkeit der Waldverjüngung und dem Bestreben nach Selbständigkeit heraus wurde die Verwendung von Weißtanne seitens der Gemeinde gefördert und da war es am wirkungsvollsten, selbst mit gutem Beispiel voranzugehen und die öffentlichen Projekte in Weißtanne zu errichten. Für uns ist das auch ein Beispiel für heimische Wertschöpfung und nachhaltiges Wirtschaften. Langzeiterfahrungen zeigen, dass Weißtannenschirme bei alten Häusern auf der Wetterseite 30 bis 40 Jahre lang halten. Dieses natürliche Fassadenmaterial bleibt unbehandelt und ist daher auch leicht zu entsorgen. Die beiden neuen Baukörper fügen sich gut in den Gesamtzusammenhang ein und schließen Lücken in der straßenbegleitenden Bebauung.

 

 

 

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