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Gespräch MF


Ein Gespräch mit dem Vorreiter für ökologischen Holzbau, dem Tischlermeister Markus Faißt von Peter Metzler.

Herr Faißt, Sie beschäftigten sich schon sehr lange mit dem Werkstoff Weißtanne, sie sprachen vorhin von 10 - 12 Jahren. Macht Sie der Aufschwung dieses Holzes in den letzten Jahren stolz oder wie sehen Sie als Fachmann die Entwicklung, welche die Verwendung von Weißtanne in letzter Zeit genommen hat?

Die Weißtanne ist bei uns ein landschaftskulturell gestaltendes Element über Generationen hinweg gewesen, dies gilt speziell für den nördlichen Bregenzerwald. Weißtanne ist also ein Baustoff, der einfach auch ein Stück Heimat und Alltag ist, dem wir aber durch die Entwicklung in jüngster Zeit eine unwahrscheinliche Brillanz abgewinnen konnten. Das Bewusstsein, dass dieses Holz besser ist als etwa eine industrielle Plattenlösung, musste erst wieder aufgebaut werden. Das bedeutet natürlich eine hohe Verantwortung dem Kunden gegenüber, der sich auch eine Generation später noch Rechenschaft darüber ablegen will, ob eine derartige Investition damals auch ökonomisch gerechtfertigt war. Hier geht es um Haltbarkeit, Pflegefreundlichkeit, Patinafähigkeit etc. und da hilft nichts anderes als das Labor des Lebens in Form von zunächst zaghaften Versuchen und vielen kleinen Lernschritten.

Die Weißtanne genießt einen schlechten Ruf was ihre Verarbeitungsfähigkeit betrifft. Ist das ein Vorurteil oder sind Sie aufgrund Ihrer langen Erfahrung zu ähnlichen Ergebnissen gekommen?

Die Weißtanne ist sicher besser als ihr Ruf war, es gab hier ein ganzes Bündel an Vorurteilen diesem Holz gegenüber. Wahr ist aber, dass Weißtanne ein differenzierteres und sorgfältigeres Bearbeiten erfordert. Ich persönlich finde das aus fachlicher Sicht aber keinen Ballast, sondern es scheint mir eher eine tolle Sache, dass die Menschen vom Material etwas verstehen müssen. Sie müssen handwerklich tatsächlich etwas können, um mit diesem Holz zurecht zu kommen. Wenn man also das Richtige am richtigen Ort und zur richtigen Zeit tut, hat Weißtanne sicher höhere Qualitäten als die Fichte.

Was sind aus Sicht des Kunden die positiven Merkmale, die Weißtanne von anderen Holzarten unterscheiden?

Weißtanne ist sicher nicht der Wunderbaum, zu dem er in jüngster Zeit manchmal hochstilisiert wurde, aber ich finde, dass Weißtanne subtile Mehrqualitäten hat gegenüber anderen Hölzern. Es gibt graduelle Unterschiede in Festigkeit und Dichte und natürlich spielt die weitgehende Harzfreiheit eine Rolle, aber hier im ländlichen Raum, in der Region Bregenzerwald, mit diesem Holz zu arbeiten, ist für mich auch ein Bekenntnis zum Kulturbaum Weißtanne. Mir gefallen seine Eigenschaften als landschaftsprägendes Element und ich schätze seine forstwirtschaftlichen Qualitäten als Tiefwurzler und sein Wasserspeichervermögen. Es ist einfach ein charakterstarker Baum, der zu uns gehört. Diesen Mehrwert versuche ich auch dem Kunden gegenüber zu transportieren.

Das andere ist: Weißtanne altert schöner als Fichte, sie vergilbt weniger und entwickelt im Alter eher einen sandig-erdigen Ton, nicht diesen unangenehm gelblich vergilbten Ton. Derartige Veränderungsprozesse auf Grund von UV-Einstrahlung usw. sind bei bestimmten Hölzern eher nachteilig, sie vergilben. Weißtanne hingegen entwickelt eher eine schiefernde Oberflächenpatina, die von vielen Menschen als ästhetischer erlebt wird.

Gibt es Einschränkungen in den Anwendungsmöglichkeiten der Weißtanne, beispielsweise im Möbelbau?

Aufgrund meines zeitlichen Erfahrungshintergrundes, der von aufwändigem Lernen und Experimentieren geprägt war, kann ich auch die Grenzen ihrer Anwendungsmöglichkeit differenziert darstellen. Es gibt durchaus Bereiche, wo ich nicht mit Weißtanne arbeite, sondern - je nach Beanspruchungsklasse - härtere Hölzer nehmen muss. Aber es gibt gerade im modernen Gestaltungsbereich eine breite Palette von Anwendungsmöglichkeiten, wo Weißtanne natürlich und authentisch zur Entfaltung kommen kann.

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