Barockbaumeister Michael Beer
Seit Gründung der Zunft 1657 brachte die Auer Zunft eine ganze Reihe bedeutender Baumeister hervor die hauptsächlich im Bodenseeraum, aber auch im Elsas und bis nach Böhmen tätig waren. Am Anfang der Bregenzerwälder Baumeistertradition stehen der um 1605 in Au, Argenau geborene Michael Beer, der auch gleichzeitig Gründer der Auer Zunft war.
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Einer seiner frühesten Bauten ist die Pfarrkirche von Bludesch, nämlich 1651. Von da an bestimmten die Baumeister aus dem Bregenzerwald die Sakrale Architektur des Bodenseeraumes und seiner Umgebung für über 100 Jahre. Michael Beer bildetet in der Auer Zunft 18 Lehrlinge aus, unter anderem Michael Thumb. Michael Thumb, bedeutendste Leistung war die Einführung und Formulierung des so genannten Wandpfeiler Kirchenbaues. Dieses Konzept verwirklichte er zunächst in der Wallfahrtskirche Schönenberg, Ellenwangen, nämlich 1682 bis 95. Seine Schaffenszeit fällt mit dem Aufstieg der ersten vollen Barockarchitektur in Österreich und Süddeutschland zusammen. In der Auer Zunft bildete er 26 Lehrlinge aus, unter ihnen seinen Bruder und zuverlässigsten Mitarbeiter und Fortsetzer Christian Thumb sowie Franz Beer von Blaichten. Franz Beer von Blaichten, geboren 1660 in Au als Sohn Michael Beers schuf Franz Beer von Blaichten das umfangreichste und geografisch am weitesten gestreute Werk aller Vorarlberger Baumeister, nämlich das Benediktiner Kloster Rheinau, die Zisterzenserklosterkirche St. Urban, das Benediktiner Kloster Weingarten, das Zisterzenserstift Gaisheim, die Zisterzenserinnen Kirche Oberschönfled usw. Seine zahlreichen Aufträge in Süddeutschland veranlassten ihn dazu 1705 nach Konstanz zu übersiedeln. Von 1698 bis 1722 betrieb Franz Beer pro Jahr bis zu 13 Baustellen. Auch gesellschaftlich genoss Franz Beer als Mitglied des großen Rates in Konstanz großes Ansehen. 1722 wurde er in den Adelsstand erhoben. Charakteristisch für seinen Baustil sind die Doppelturmfassaden mit weit ausgesetzten Türmen. Kasper Moosbrugger, auch Franz Beers Zeitgenosse, geboren 1656 in Au zählt zu den bekanntesten Vorarlberger Barockbaumeistern. Er war Steinmetzlehrling bei Christian Thumb in der Auer Zunft und arbeitete unter Johann Georg Kuhen am Bau des Benediktiners Stiftes Einsiedeln. Das Kloster wurde für Kasper Moosbrugger zum Lebensmittelpunkt, er trat 1862 als Bruder Kasper in den Orden ein und plante die Stiftsanlage neu, als Sachverständiger wurde er in zahlreichen anderen Schweizer Klöster gerufen. Während eines Erholungsaufenthaltes in seiner Heimat 1715 wirkte er wahrscheinlich an der Erstellung der Auer Lehrgänge mit. Peter Thumb: hervorragende Werke der Vorarlberger Sakralarchitektur schuf auch Peter Thumb, geboren 1681 in Bezau, als Sohn Michael Thumbs. In der Auer Zunft erlernte er das Mauerer und Steinhauerhandwerk. Danach arbeitete Peter Thumb als Zeichner bei Franz Beer und später heiratete er dessen älteste Tochter. Bis 1724 unterhielt er zwar noch einen Wohnsitz in Bezau, als Bauchzeichner Franz Beers muss er sich zeitweilig in Konstanz aufhalten. 1726 erhielt er das Konstanzer Bürgerrecht. Inzwischen hatte sich Peter Thumb auch als selbstständiger Baumeister bewährt. Neben seiner Arbeit als Baumeister gründete er in Konstanz ein Handelsunternehmen, außerdem wurde er Mitglied des großen Rates. Die Stiftskirche St. Gallen, der Saal St. Galler Stiftsbibliothek und die Wallfahrtskirche Birnau sind seine bedeutendsten Werke mit deutscher Rokokoarchitektur.
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