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Bgm Bachmann


Ein Gespräch von Peter Metzler mit Bgm Bachmann

Herr Bürgermeister Bachmann, bereits vor ungefähr 20 Jahren hat die Gemeinde Blons zum ersten Mal mit dem Architekten Bruno Spagolla anlässlich des Neubaues der Hauptschule, der damals noch in konventioneller Beton-/Ziegelbauweise ausgeführt wurde, zusammengearbeitet. Jetzt, 20 Jahre später, haben wir im Zentrum der Gemeinde den Neubau des Gemeindeamtes und der Volksschule desselben Architekten in Holzbauweise vor uns und es drängt sich die Frage auf, was sich in dieser Zeit verändert hat. Haben sich generell die Anforderungen gewandelt oder der architektonische Stil oder welches waren die Gründe für die Gemeinde Blons, sich ein Gemeindezentrum in Holzbauweise zu wünschen?

Grundsätzlich war es so, dass die Gemeinde eigenes Holz zur Verfügung hatte und wir auch an die Siedlungsgeschichte im Zentrum anknüpfen wollten, wo sich an Stelle der jetzigen Neubauten ein altes Bauernhaus in traditioneller Holzbauweise befand. Wir haben in mehreren Veranstaltungen mit der Bevölkerung und dem Architekten ein ökologisches Konzept entwickelt, das in einem Holzbau gipfeln sollte, der ohne Leim und andere chemische Behandlungsmethoden auskommen kann.

Spiegelt sich in diesen beiden Bauten auch ein neues Selbstbewusstsein wider, in dem man sagt, dass aus heimischen hochwertigen Rohstoffen auch hochwertige Architektur entstehen kann?

Dass hier gute Architektur entstanden ist, ist daran zu erkennen, dass uns viele Architekten aus aller Herren Länder, Frankreich und Amerika beispielsweise, besuchen und wir von einem regelrechten Boom im Architekturtourismus sprechen können. Wir haben die verschiedenen Holzarten Fichte, Weißtanne und Ahorn unbehandelt verwendet. Dadurch, dass wir 1.500 Kubikmeter Holz im eigenen Wald zur Verfügung hatten, haben wir auch versucht, die heimischen holzverarbeitenden Betriebe mit einzubinden und so die Wertschöpfung im Tal zu halten. Wir haben mit diesen Bauten auch ein Vorzeigemodell zur Verfügung, wie man Weißtanne im modernen Wohnungsbau verwenden kann.

Die zur Anwendung gekommene Möblierung ist auch im Detail sehr sauber verarbeitet und es wurde von betrieblicher Seite im Zusammenhang mit der Verwendung von Weißtanne ein Plattensystem entwickelt, das sehr vielseitig einsetzbar ist. Wir haben also auch in der Inneneinrichtung in Fortführung der sehr klaren und schlichten Architektur der Bauwerke unsere Vorstellungen gut umsetzen können.

Sie haben die üppigen Holzvorräte angesprochen, auf die Ihre Gemeinde jetzt zurückgreifen konnte. Der historische Hintergrund dieser Entwicklung war aber ja eigentlich ein tragischer.

Das stimmt. Wir hatten vor ca. 50 Jahren eine Lawinenkatastrophe in Blons. Durch den Abgang mehrerer Lawinen an einem einzigen Tagen hatten wir 55 Tote und 2 Vermisste in unserer Gemeinde zu beklagen. Damals wurde der Schutzwald aufgeforstet und wir mussten in den letzten Jahren eine umfangreiche Schutzwaldsanierung durchführen, wodurch es möglich war, dem Wald so viel Holz zu entnehmen, wie wir für die Neubauten benötigten.

Herr Bürgermeister, kehren wir noch einmal zu den technischen Aspekten des Gemeinde-hauses zurück. Es wird ja über Bodensonden dem Gebäude, das an das gemeindeeigene Wärmenetz angeschlossen ist, Energie zugeführt. Was waren Ihre diesbezüglichen Überlegungen dazu?

Grundsätzlich wollten wir mit der Errichtung einer Biomasseanlage, die auch die neuen Gebäude beheizt, auch wiederum die Wertschöpfung im Tal behalten. Die Bodensonden dienen dazu, die mit einem hohen Anteil an Glasflächen errichteten Gebäude gerade jetzt im Sommer zu kühlen. Es wurde in unserem Fall also sehr viel in eine perfekte Be- und Entlüftungstechnik investiert, um den Jahresenergieverbrauch möglichst gering zu halten.

Das neue Gemeindezentrum ist ja noch sehr jung. Was erwarten Sie sich als Bürgermeister von diesen baulichen Maßnahmen in Hinblick auf die soziale Dynamik in der Gemeinde?

Wir hatten vorher bereits drei Jahre lang kein Gasthaus mehr, was sich nun mit der Integration einer neuen Gastwirtschaft in das Gemeindeamt geändert hat, und auch die Nahversorgung hat im Gebäude der Volksschule wiederum die besten Voraussetzungen bekommen. Der zwischen Gemeindeamt und Schulgebäude entstandene Dorfplatz, den wir vorher in diesem Ausmaß nicht hatten, hat zu einer ungeahnten Belebung geführt. Ursprünglich wollten wir hier ein Sozialzentrum bauen, haben aber dann in einer Klausurtagung der Gemeindevertretung und in Veranstaltungen mit der Bevölkerung erkannt, dass ein offenes Gemeindezentrum und das Funktionieren der Nahversorgung die dringlichsten Vorhaben sind. Im Laufe mehrerer Projektsvorstellungen durch den Architekten konnten vorhandene Widerstände gegen diese kompromisslose Bauweise überwunden werden.

Dadurch, dass wir im Jahre 2004 den Bauherrenpreis gewonnen haben, gibt es sehr viele Anfragen nach Architekturführungen. Das Projekt ist inzwischen in zahlreichen Fachzeitschriften publiziert und von der Tagespresse lobend erwähnt worden, sodass es nicht mehr verwundert, dass unser Gemeindezentrum viele Leute von überall her sehen wollen.


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