You are here: Home » Fachexkursion » HolzKultur Hittisau » Frauenmuseum » Gespräch HR

Gespräch HR


Frau Rädler, das Frauenmuseum in Hittisau ist offensichtlich ein etwas ungewöhnliches Kulturprojekt. Es gibt hier nicht die üblichen weißen Wände und die von anderen Museumsbauten her gewohnte Nüchternheit. War das für Sie eine Umstellung, am Anfang vielleicht auch eine Irritation? Wie haben Sie das persönlich erlebt?

Wir sind eine Gruppe von Museumsbegleiterinnen ganz unterschiedlichen Alters, von 25 bis 75, und natürlich hat es zu diesem Bauwerk verschiedene persönliche Zugänge und Aussagen gegeben. Was mich betrifft, war es so: Sobald man hier einige Zeit arbeitet und beginnt diese Räume zu erspüren, dann merkt man rasch, welche Qualitäten sie haben.

Die Holzart Weißtanne ist hier besonders konsequent im Innenraum und in der Außenverkleidung verwendet worden. Wie wirkt sich das auf Sie persönlich aus? Können Sie die Atmosphäre dieser Räume und diesbezüglichen Eindrücke der Besucher etwas näher charakterisieren?

Ich persönlich arbeite sehr gerne in diesen Räumen. Es ist auf dem sägerauen Boden zum Beispiel sehr angenehm barfuß zu gehen und ich biete diesen Komfort auch immer wieder meinen Gruppen an, wenn es draußen warm ist. Natürlich werde ich immer wieder auf das unbehandelte Weißtannenholz an Boden, Wänden und Decken angesprochen und die Leute sind von diesem zunächst vielleicht ungewohnten Material sehr angetan, weil es ihnen ein unerwartetes, aber angenehm überraschendes Erlebnis vermittelt.

Nicht nur das Holz ist ungewohnt, ein Frauenmuseum im Bregenzerwald ist sicher auch ein ungewöhnliches Projekt. Stellt das für die Region die angesagte Revolution dar, oder ist es ein Zugeständnis an die Tradition angesichts der Tatsache, dass Frauen im Bregenzerwald auch früher bereits sehr prominente Rollen inne hatten?

Es stimmt schon, die Frauen im Bregenzerwald haben den Ruf sehr stark zu sein, deshalb wurde der Vorschlag von Elisabeth Stöckler, der jetzigen Kuratorin, in Hittisau ein Frauenmuseum zu etablieren, ziemlich bald auch vom Bürgermeister und der Gemeindevertretung vertreten und letztlich von der Bevölkerung sehr positiv aufgenommen.

Wie sind ihre Erfahrungen? Kommen auch Männer hierher? Interessieren sie sich für Themen, die gemeinhin als Anliegen der Frauen bezeichnet werden?

Wir sind nicht ausschließlich auf Frauenthemen spezialisiert. Die derzeitige Ausstellung heißt beispielsweise „Die Welt hinter den Dingen“ und beschäftigt sich mit traditionellen Vorstellungen im Bregenzerwald, mit alten Fruchtbarkeitsritualen, mit Volksfrömmigkeit und mit Alltagsmagie. Und natürlich interessieren sich auch Männer für dieses Thema und besuchen unser Museum.

Holzkulturweg, Helga Rädler

Frau Rädler, Sie machen regelmäßig Führungen durch den Hittisauer Holzkulturweg, können Sie uns Ihre Route näher schildern?

Der Weg kann individuell je nach Zeitaufwand zusammengestellt werden. Zunächst wird das Frauenmuseum besichtigt, dann führt der Weg am Ritter von Bergmann - Saal, einem frühen zeitgenössischen Holzbau hier in Hittisau, und an alten Bauernhäusern vorbei zum Küfer Peter Lässer, der uns sein Handwerk im Umgang mit der ganz speziellen Holzverarbeitung erklärt. Wir wandern dann entlang der Bolgenach zum Heizkraftwerk und weiter zur Kommabrücke, welche die älteste noch erhaltene gedeckte Holzbrücke Vorarlbergs ist. Wieder zurück im Dorf besuchen wir ein modernes, ganz in Weißtanne errichtetes, Einfamilienhaus der gleichen Architekten Cukrowicz und Nachbaur, die unser Kulturhaus entworfen haben.

Welche Angebote gibt es für Menschen, die im Bregenzerwald die Holzbaukultur näher kennen lernen möchten?

Wir laden die Menschen ein, Holz zu spüren und darüber Wissen zu sammeln. Unsere Kulturlandschaft ist ja in vielfältiger Weise von Holz und Holzverarbeitung geprägt. Es gibt hier noch zahlreiche Handwerks- und Zimmereibetriebe und Hittisau beherbergt auch einen der letzten Küfer, die es noch gibt. Und natürlich kann die ganze Anwendungspalette von Holz sowohl an den alten Bauernhäusern wie auch an Beispielen guter zeitgenössischer Architektur unmittelbar erfahren werden.

Unser Angebot nutzen in erster Linie Fachleute im Rahmen von Betriebsausflügen beispielsweise, aber auch Schulen und andere Institutionen. Nachdem bisher keine Werbung für den Holzkulturweg gemacht wird, sind noch wenige Touristen bei den Führungen dabei, ich denke aber, dass sich dieses Segment in Zukunft vergrößern wird.

Taste 5