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Gespräch G. Bertsch


Herr Bertsch, Sie sind Experte für bauökologisches Controlling hier im Gemeindezentrum Lu-desch. Können Sie uns die Besonderheiten des zur Anwendung gebrachten Be- und Entlüftungs-systems und des Heiz- und Kühlsystems erklären? Worin liegen die Vorteile?

Jedes Passivhaus hat ein Belüftungssystem mit Wärmerückgewinnung. Im Sommer werden die Kühllasten über einen Wasserbrunnen, dessen Wassertemperatur bei 7 Grad liegt, abgeführt, was ermöglicht, dass die gekühlte Luft mit etwa 23 Grad in die Räume eingeblasen wird. Im Win-ter wird derselbe Brunnen für die Vorwärmung der Luft verwendet, die Wärmerückgewinnung bringt die Lufttemperatur dann bereits auf 18 bis 20 Grad und die restliche Wärmeenergie wird über das gemeindeeigene Nahwärmenetz in Form einer Hackschnitzelanlage zugeführt. Mir ist in dieser Größenordnung kein derartiges Gebäude im deutschsprachigen Raum bekannt, denn die meisten ähnlich konzipierten Anlagen werden über Wärmepumpen betrieben.

Ein wesentlicher Punkt in einem ökologisch konzipierten Gebäude betrifft den Umgang mit Schadstoffen. Können Sie uns sagen, wie man den unvermeidlichen Schadstoffanfall zu minimie-ren versucht hat?

Das Gebäude wird nach dem Öko-Leitfaden "Bau" des Umweltverbandes Vorarlberg errichtet. Es sind hier extrem strenge Kriterien formuliert. Sämtliche zur Anwendung gelangenden Materialien werden nach ihrem Schadstoffgehalt getestet, z. B. hinsichtlich des Vorhandenseins von PU-Schaum oder schädlicher Leimverbindungen. Das heißt, die Handwerker werden sehr genau da-hingehend überprüft, ob sie tatsächlich die schadstofffreien Materialien, die man bestellt hat, auf die Baustelle bringen. Bisher wurden Gebäude hinsichtlich des Vorhandenseins von Schadstoffen meist erst dann überprüft, wenn die Bewohner irgendwelche Beschwerden äußerten. Wir werden hier zwei oder drei Wochen nach Inbetriebnahme des Gebäudes entsprechende Messungen vor-nehmen und gehen davon aus, dass die Schadstoffbelastung im bisherigen Vergleich wesentlich geringer ausfallen müsste.

Wie kann man im Rahmen des Controlling bei einem Gebäude dieser Größenordung sicherstel-len, dass die verwendeten Materialien tatsächlich "sauber" sind?

Das Projekt ist "Haus-der-Zukunft" - gefördert. Dort gibt es eine Arbeitsgruppe, die sich mit dieser Art von Materialprüfung auseinander setzt. Die Prüfung erfolgt dahingehend, dass die Artikelbe-zeichnungen der Materialien, die auf die Baustelle gebracht werden, mit der vorhandenen Prüflis-te verglichen werden. Das gesamte Gebäude wird ja PVC-frei gebaut, weshalb diese Prüfung besonders bei Elektrokabeln von Bedeutung ist.

Grundsätzlich gibt es zwei Strategien, die Schadstoffwerte gering zu halten. Zum einen ist es die Auswahl der Materialien, wo darauf geachtet wird, das Lösungsmittel oder Formaldehydanteile nicht oder so gering wie möglich vorhanden sind, zum anderen ist es der Einsatz von Baustoffen, die aktiv Schadstoffe binden können und daher die Luft reinigen. Bei diesem Gebäude wurden zum Beispiel große Mengen an Schafwolle zu Dämmzwecken eingebaut, das ist ein Naturstoff mit der Fähigkeit Lösungsmittel und Formaldehyd zu binden, wodurch die Luftqualität verbessert wird.

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