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Holzbau Zukunft


Anlässlich des EU Seminars 2006 präsentiert Simone Kochhafen als Projektleiterin das Beispielgebende Projekt "Holzbau Zukunft". Sie begrüßt dabei Teilnehmer aus allen Mitgliedsländern der EU. Ebenfalls anwesend sind Vertreter der EU-LEADER-Beobachtungsstelle und der nationaler Netzwerk- und Verwaltungsstellen die für die Abwicklung des LEADER-Programms verantwortlich sind.

Gegenstand der so genannten "field visits" ist es, praktische Erkenntnisse an Hand konkreter Beispiele zu vermitteln und Erfahrungen auszutauschen.

Simone Kochhafen vertritt die Innung der Holzverarbeiter in Vorarlberg. Diese konzentrieren sich in ihrer Arbeit für die Mitgliedsbetriebe auf zwei  Grundstrategien. Die erste Strategie lautet: "Durch kreative Wettbewerbe die Branche zur Innovation anregen und die zweite Strategie lautet: "Durch Qualifizierung ein höheres Niveau der Holzverarbeitung erreichen"

Das LEADER+ Projekt "Holzbau Zukunft" setzt bei der Qualifizierung an und wurde in enger Zusammenarbeit mit den Mitgliedsfirmen entwickelt. In einer eigens eingerichteten Arbeitsgruppe für Ausbildung beteiligten sich die Unternehmer im Projekt höchst persönlich.  

Das LEADER+ Projekt "Holzbau Zukunft", so Kochhafen, setzt bei jungen Menschen an. Dem Projekt ist es gelungen über die Betriebsgrenzen hinweg ein gemeinsames Ausbildungsprogramm für und mit Jugendlichen zu entwickeln und umzusetzen. Warum ist das eher ungewöhnlich und was ist das Besondere daran?


Kooperation der KMU's in der Mitarbeiterausbildung:  

In der Holzverarbeitungsbranche und in unserer Region handelt es sich um Kleinbetriebe zwischen 5 und 40 Mitarbeiter. Diese Betriebe können sich rein aus ihrer Struktur heraus keine eigenen Ausbildungsstätten und spezialisierte Ausbildner leisten, wie das die Großunternehmen können. Wenn also ein höheres Niveau der Ausbildung erreicht werden soll, dann muss kooperiert werden. Nach vielen Diskussionen in den Projektgruppensitzungen konnten sich die Unternehmen zu einem gemeinsamen Programm durchringen und ein solches entwickeln.

Attraktivität der Kleinbetriebe für junge Arbeitskräfte:

Sind die kleinen Betriebe für Jugendliche und für die Berufswahl lukrativ? Nein, leider nicht. Kleinbetriebe haben es viel schwerer gute Arbeitskräfte zu erhalten. Es war absolut Notwendig sich ein neues Image zu erarbeiten und neue Wege zu gehen. Mit der gemeinsamen Ausbildung und mit der Überbetrieblichen Zusammenarbeit war es möglich in den vergangenen vier Jahren ein neues, viel besseres, Image zu entwickeln. Es ist gelungen den Nachwuchs auf ein hohes Niveau zu bringen und Jugendliche für den Beruf zu mobilisieren. Innerhalb der letzten fünf Jahre konnten wir durch die Anfangs erläuterten zwei Strategien die Beschäftigung der gesamten Branche um 13% zu steigern. Darüber sind wir sehr glücklich.

Steigerung der Sozialkompetenz:

Die KMU's stehen in einem immer härter werdenden Wettbewerb und müssen sich professionell behaupten. D.h., es braucht qualifizierte Führungskräfte und es reicht nicht mehr aus, wenn nur der Chef bei den Kunden gut ankommt. Jeder muss den Mann oder die Frau stellen. Führungsaufgaben müssen übernommen werden, Baustellen professionell gemanagt und eng mit den anderen Handwerkern kooperiert werden. Und das muss gelernt sein. In dem Weiterbildungsprogramm geht es daher nicht nur um die fachliche Komponente, dafür gibt es die Berufsschule; Persönlichkeitsbildung, Sozialkompetenz ist ein großes Anliegen in den Seminaren

Im Rahmen des LEADER Projektes wurden also Lernprogramme entwickelt, die in der Standard-Berufsausbildung nicht üblich sind. Es wurden überbetriebliche Ausbildungswochen festgelegt und die Jugendlichen aller Betriebe über einen längeren Zeitraum zusammengebracht. Die Jugendlichen haben theoretischen und praktischen Unterricht genossen, gemeinsam an einem Werk gearbeitet und miteinander die Freizeit verbracht. Für soziale Zwecke haben sie Gebäude errichtet und öffentlich wirksame Aktionen durchgeführt.


Jugentdliche auf die Besonderheit des Projektes angesprochen meinten: dass sie durch die gemeinsamen Ausbildungswochen Berufskollegen aus anderen Betriebe als Freunde gewinnen konnten, dass sie über die Kooperationsbereitschaft ihrer Chefs in der Sache so beeindruckt sind, und dass sie in spezialbereichen vieles dazu lernen konnten.

Resümee

Die Ausbildungswochen waren auch für die Organisatoren eine Herausforderung, aber auch ein tolles Erlebnis, so die Referentin. Das Schöne dabei sei das man plötzlich fühlt und innerlich überzeugt wird, dass diese Jugendlichen in der Lage sein werden, die Zukunft der Kleinen- und Mittleren Betriebe in die Hand zu nehmen. Sie werden dieses Handwerk pflegen, weiterentwickeln und in die weitere Zukunft tragen. Die Verantwortlichen seien fest davon überzeugt, dass mit dem Ausbildungsprogramm ein wichtiger Beitrag zur Pflege und Weiterentwicklung der Handwerkskultur geleistet und die Stärken der Region ausbaut wird.

Neben dem Jugendausbildungsprogramm hat sich das Projekt auch mit der Weiterbildung von  Gesellen und Meister beschäftigt. Mit der Vermittlung von Wissen möchte die Branche den mittlerweile guten Ruf im Bereich des Holzbaus weiter ausbauen und für die Zukunft absichern.

Sehr positiv anzumerken ist auch die zunehmende und immer selbstverständlicher werdende Zusammenarbeit der Betriebe in Sachen Qualifizierung. Durch dieses Projekt sind darüber hinaus auch einige betriebliche Kooperationen entstanden und die Zusammenarbeit der Betriebe allgemein verbessert worden.

Das Ausbildungsprogramm wird nach Abschluss des Projektes durch die beteiligten Betriebe eigen finanziert und weiter fortgesetzt.

Die Referentin bringt es auf den Punkt:

"Wir sind stolz darauf, dass wir als Siegerprojekt im Projektwettbewerb "Zukunft in den Alpen" hervorgegangen sind. Damit haben wir eine beurteilung unserer Arbeit von einer neutralen Jury erhalten. Die positiven Rückmeldung motivieren uns am "Ball zu bleiben" und das Qualifizierungsangebot weiter auszubauen und zu perfektionieren."

Der Wettbewerb bester Projekte im Alpenraum unter dem Titel "Zukunft in den Alpen" wurde von der CIPRA im gesamten Alpenraum ausgeschrieben. Es haben sich 570 Projekte aus allen 7 Alpenländern daran beteiligt.

Ein paar Fakten zu der Wertschöpfungskette Holz

Die Vorarlberg Handwerksbetriebe sind Klein und Kleinstbetriebe mit langer Tradition. Mit dem Projekt "Holzbau Zukunft" wird ein Beitrag zur Erhaltung und zur Weiterentwicklung der Handwerkskultur geleistet, zumal sich herausgestellt hat, dass gerade diese vielen Kleinbetriebe ein stabiler Beschäftigungsfaktor in Vorarlberg sind.

Immerhin werden heute in über 3 000 Betrieben mehr als 30.000, Menschen beschäftigt, das sind nahezu 1/3 aller Beschäftigten im Land! – Die restlichen teilen sich in Industrie, Handel, Banken, Versicherungen, Dienstleistung und Tourismus auf.

Von den 3 000 Betrieben sind allein 600 in der Wertschöpfungskette Holz, diese beschäftigt nahezu 6000 Mitarbeiter.

Im Bereich Holzbau und Architektur konnte sich die Region europaweit einen guten Namen erarbeiten. In den vergangen Jahren war die Branche in der Lage ihren Umsatz um 50% und die Beschäftigung um 13% zu steigern.

"Das LEADER Projekt "Holzbau Zukunft" hat uns geholfen die Kooperation zwischen den Betrieben zu verbessern und so schauen wir einiger Maßen zuversichtlich in die Zukunft, obgleich genau an solchen Punkten nicht ausgeruht werden darf, denn:

Wer glaubt er sei der Beste hat mit dem Rückschritt begonnen.

"Wir werden also auch in Zukunft Projekte starten die einen Beitrag zur Kultur der Zusammenarbeit leisten." So Frau Kochhafen und wünscht den Seminarteilnehmern einen regen Erfahrungsaustausch.


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